Wie ich in der Wildnis den Sinn des Lebens fand“
Interview mit Matthias Langwasser
von Antje Nevermann
Deine Reise in die Freiheit ist nur eine Entscheidung entfernt!
Nicht dem Mainstream folgen, ganz nach den eigenen Vorstellungen leben und nur das tun, wonach sich das Herz sehnt? Das, wovon viele träumen, hat Matthias Langwasser in die Tat umgesetzt – und das schon vor vielen Jahren. Gleich nach Abitur und Zivildienst ist der Autor und Unternehmer Anfang der 1990-er Jahre seinem Ruf gefolgt: Er hat seinen Rucksack mit dem Allernötigsten gepackt und ist zwei Jahre lang allein durch die Wildnis Spaniens und Frankreichs gewandert. Ohne Geld unterwegs, ernährte er sich nur von dem, was Wald und Wiesen ihm offenbarten. Dabei hat er nicht nur gelernt, mit der Natur im Einklang zu sein. Vielmehr hat er auf dieser Reise auch Antworten auf seine Lebensfragen erhalten. Er erfuhr seine Lebensaufgabe und fand schließlich zu sich selbst. Über diese spannende und wegweisende Zeit hat Matthias Langwasser nun ein berührendes und inspirierendes Buch geschrieben, dessen Botschaften heute aktueller sind denn je. „Reise in die Freiheit – Wie ich in der Wildnis den Sinn des Lebens fand“, erschien am 23. Februar 2021 und wurde direkt ein SPIEGEL-Bestseller. Wir haben mit dem Autor gesprochen.
Was war Deine Motivation, nicht den „normalen“ Werdegang eines jungen Mannes nach der Schule zu gehen, sondern auszusteigen?
Das Thema Freiheit war mir schon immer sehr wichtig. Von den unausweichlichen Pflichten wie der Schule und dem „Zuvieldienst, wie ich ihn nennen, habe ich mich sehr stark eingeengt gefühlt. Nach diesen Erfahrungen war für mich klar: Ich mache nie wieder etwas, wozu ich keine Lust habe. So entschied ich mich, weder eine Ausbildung noch ein Studium zu machen, sondern erst mal alles hinter mir zu lassen – die Gesellschaft hinter mir zu lassen, das System hinter mir zu lassen und einfach in die Natur zu gehen und dort wirklich Antworten auf meine Fragen zu finden.
Was waren das für Fragen und warum hast Du diesen Weg gewählt?
Das waren Fragen wie: Warum bin ich hier?, Was ist der Sinn des Lebens?, Was ist meine Lebensaufgabe? Mit diesen Fragen bin ich losgezogen und wollte ohne Ballast reisen. Deswegen war ich ohne Geld unterwegs, ohne Zelt, ohne Kochgeschirr, nur mit ganz einfachen Mitteln ausgestattet und hab mich direkt aus der Natur ernährt. Das war für mich auch ein Ausdruck von Freiheit, mit ganz, ganz wenig Dingen, ohne irgendeinen Plan, irgendein Konzept, ohne Back-up, ohne Sicherheit, ohne Bücher, die mir gesagt haben, was ich essen kann und so weiter, einfach loszuziehen und zu gucken, was passiert.
Das ist ja schon sehr mutig – Was ist unterwegs passiert, was waren Deine Herausforderungen?
Es ist auf dieser Reise so viel passiert, ich konnte gar nicht alles ins Buch bringen. Wenn man so einen unkonventionellen Weg geht, dann erlebt man einfach mehr, als wenn man einen strukturierten Alltag hat. Ich war damals sehr naiv und vertrauensvoll. Ich dachte immer: Ich mach, was ich will und es klappt sowieso immer. Wenn meine Eltern mich warnten, fand ich sie spießig.
Natürlich gab es viele herausfordernde Situationen für einen jungen Mann ganz allein unterwegs. Zum Beispiel, als ich an Felswänden hochkletterte und fast heruntergefallen wäre. Oder als ich mich an Pilzen vergiftet habe. Oder als sich beim Trampen ein LKW-Fahrer an mir vergehen wollte. Ich hab meinem Schutzengel schon relativ häufig stressige Situationen beschert.
Allein der Hunger, den ich sehr häufig hatte, war eine Herausforderung. Hauptsächlich ernährte ich mich von Obst und Nüssen wie Weintrauben, Feigen, Mandeln, Walnüssen, aber auch Wildkräutern – je nach Jahreszeit habe ich verschiedene Obstsorten gefunden und auch viel ausprobiert. Weil ich mich damals schon konsequent biologisch ernährt habe und nichts zu mir nehmen wollte, was gespritzt war, habe ich jedoch nichts von Plantagen genommen, sondern nur das, was ich wildwachsend fand. Von daher hatte ich sehr häufig Hunger. Aber es gab keinen einzigen Tag, an dem ich gar nichts zu essen gefunden habe – auch wenn es manchmal bis zum Abend gedauert hat.
Was hat Dir geholfen?
Ein ganz wichtiger Punkt war das Hören und Vertrauen auf meine innere Stimme. Denn gerade wenn du so reist wie ich, ganz ohne Plan, ist es wichtig, ja sogar überlebenswichtig, richtige Entscheidungen zu fällen. Meine innere Stimme wahrzunehmen, habe ich durch die viele Zeit mit mir allein gelernt. Die Einheitserfahrung mit der Natur und das Mit-mir-Sein hat meine innere Stimme enorm gestärkt.
Hunger, Bodenfrost, Einsamkeit – es gab schon einige Momente, in denen ich auch überlegt habe, abzubrechen. Aber meine innere Stimme sagte mir immer wieder, dass es noch nicht so weit war.
Das klingt nach einer großen Portion Urvertrauen?
Ich hab auf meiner Reise immer wieder die Erfahrung gemacht, dass ich stets geführt werde: Wenn ich zum Beispiel total hungrig war, stand ich plötzlich vor einem Obstgarten oder jemand kam auf mich zu und bot mir getrocknete Feigen an. Am beeindruckendsten war ein Erlebnis im Winter: Beim Klettern ist mir meine einzige Hose zerrissen, sodass ich sie nicht mehr nähen oder als wärmenden Schutz tragen konnte. In dieser Situation kam eine Frau auf mich zu und fragte mich, ob ich nicht zufällig eine Hose brauche. Ist das nicht merkwürdig? Das waren so Erlebnisse, bei denen ich mir immer wieder die Frage gestellt habe: Wie funktioniert das? Was ist diese Kraft dahinter? Es muss ja eine Ebene geben, die nicht sichtbar und nicht direkt zugänglich ist, auf der bestimmte Dinge geregelt und organisiert werden, von denen wir nichts wissen. Damals war ich da noch nicht, dass ich mich mit bewusster Manifestation beschäftigt hätte. Damals hatte ich auch sogar rein gar nichts mit Spiritualität oder Esoterik am Hut, ich hatte nicht mal einen Glauben an Gott – im Gegenteil. Ich bin mit der Frage losgezogen: Gibt es Gott, gibt es eine höhere Macht?
Ich war jemand, der nichts glauben wollte, wofür er keine Beweise hatte. Aber: Ich war sehr offen und wollte die Dinge für mich selbst herausfinden. Und ich hab sehr, sehr viele Antworten bekommen, durch das viele Alleinsein, durch Begegnungen mit besonderen Menschen und durch die vielen Situationen, in denen das Vertrauen gewachsen ist, dass es eine Kraft gibt, die mich führt und behütet und beschützt.
Deine Reise ist ungefähr 30 Jahre her, die Botschaften sind jedoch aktueller denn je: In Zeiten des Wandels und der Unplanbarkeit sind Themen wie Urvertrauen, Intuition, Loslassen, Freiheit, Hingabe an das Leben und eine Zukunftsvision für die Erde wichtiger denn je.
Welche praktischen Tipps gibst Du den Lesern an die Hand, was sind Deine Botschaften?
Es sind viele Erkenntnisse, die ich in diesen zwei Jahren mitgenommen habe. Dahinter stehen Botschaften ohne Verfallsdatum, die immer Gültigkeit haben und die das Leben gerade in unsicheren, vielleicht unkontrollierbaren Situationen erleichtern können.
Verinnerlicht habe ich durch die Reise, dass im ganz einfachen Leben, bei dem man nur auf notwendige Dinge beschränkt ist, so viele Geschenke liegen. Die „Plastikwelt“ verursacht zu viel künstlichen Ballast, der nicht glücklich macht. Dinge im Außen können uns nicht glücklich machen.
Auch das Loslösen von der Flut an Informationen in den Medien ist meiner Erfahrung nach wichtig. Denn sie sorgen dafür, dass wir im Kopf sind. Unsere Lebendigkeit und Kreativität kommen aber aus dem Fühlen, also dem Herzen.
Zurück zur Natur wäre eine Inspiration, die ich gern geben möchte. Denn gerade jetzt in der hoch technisierten Welt mit all ihrer Naturzerstörung und künstlichen Eingriffen wie Impfungen usw. ist es wichtig, wieder einfacher zu werden und sich mit der eigenen inneren Natur, mit dem Kern, wer wir wirklich sind, wieder zu verbinden. Da gibt es die wahrhaftigen Antworten.
Ich möchte auch darin bestärken, viel mehr auf die innere Stimme, die Intuition oder die Verbindung zur Seele zu vertrauen und zu erkennen, dass es neben der materiellen Welt noch so viele andere, nicht sichtbare Ebenen mehr gibt. Hier finden wir Unterstützung und wahrhaftige Informationen über alle wichtigen Bereiche wie z. B. die Zukunft der Erde oder unsere Aufgabe.
Weitergeben möchte ich auch, wie wichtig es ist, zu erkennen, dass wir Gemeinschaftswesen sind, die einander brauchen. Nur gemeinsam können wir eine neue Welt erschaffen. Allein als Einzelgänger bewältigen wir so große Projekte wie die Heilung der Erde nicht.
Was ist Deine Vision einer neuen, geheilten Erde?
Durch die zwei Jahre meiner Reise ist tief in mir verankert, wie unsere Erde uns nährt und trägt. Dadurch habe ich eine tiefe Verbindung zur Natur und eine große Dankbarkeit dafür.
Ich habe auf dieser Reise die Vision einer geheilten Erde erhalten, in der die Menschen im Einklang mit sich und allen Lebewesen leben, in Gerechtigkeit, Frieden und Freiheit, organisiert in einer Gemeinschaft zum Wohle aller. Es gibt ja bereits Orte, in denen bestimmte Elemente der Vision schon gelebt werden. Diese gilt es, auf den ganzen Globus auszudehnen.
Was jeder Einzelne dafür tun kann, soll jeder für sich selbst entwickeln, sich dafür einsetzen und danach leben. Wie auch immer das aussieht: Nach einer Erkenntnis ist es wichtig, ins Handeln zu kommen! Jetzt ist die Zeit aus dem Schatten hervorzutreten. Es braucht unseren Einsatz für die Erde und jeder darf sich entscheiden: für F